Im Nordosten Griechenlands liegt die Halbinsel Chalkidiki, eine der schönsten Gegenden des mediterranen Landes. Sie hat drei „Finger“, deren westlichster die Halbinsel bzw. Landzunge Kassandra ist. Hier befindet sich nicht nur das Premium-Resort Sani mit insgesamt fünf Hotels, sondern auch ein bedeutender Lebensraum von echten Rochen, genauer von Nagelrochen (Raja clavata), die zu den Stachelrochen gehören und am Meeresboden bis zu 600 Metern Tiefe auf Beutefang gehen.
Rochen – urzeitliche „Flügelfische“
Zusammen mit den Haien zählen die Rochen mit ca. 630 Arten zur Klasse der Knorpelfische, einer der ältesten Fischgattungen, die seit mindestens 250 Millionen Jahren Freiwasser und Meeresböden bevölkern. Die sogenannten Echten Rochen sind eierlegend, die zweite und größere Rochenfamilie, die vor allem in tropischen Meeren und bisweilen auch in Flüssen vorkommt, gebärt lebend. Im Unterschied zu anderen Fischen, die Eier in sehr großer Zahl produzieren, haben Rochen im Verhältnis nur wenige Jungtiere, bis zu hundertsiebzig Eier pro Jahr wie im Falle des Nagelrochens. Die Eikapseln, die bis zu zehn Zentimeter Länge aufweisen, treiben im Wasser in unmittelbarer Bodennähe.
Rochen, die flach und rhombisch geformt sind, bewegen sich im Falle der echten Rochen gleichsam „fliegend“ fort, wobei der Bewegungsablauf durchaus mit denen von Vögeln im Flug vergleichbar ist, jedoch die Bewegung der Flossen nicht schlagend, sondern wellenförmig (undulierend) verläuft. Andere Rochenarten schwimmen eher auf „Hai-Art“, indem sie hauptsächlich mit ihrem Rückgrat und Schwanz für Vortrieb sorgen. Da Rochen wegen der fehlenden Knochen sehr leicht sind benötigen sie keine Schwimmblase. Die Augen sitzen auf der Körperoberseite, die oft mit Schuppen oder Stacheln bewehrt ist. Um ihre Beute zu erfassen, besitzen sie an den Seiten „Lorenzinische Ampullen“, elektrische Organe, die sehr sensibel auch auf kleinste Bewegungen in der Umgebung reagieren. Geatmet wird über die sogenannten Spritzlöcher, die vorne auf der Körperoberseite sitzen. Damit vermeiden sie, dass sich ihre auf der Unterseite befindlichen Kiemen in Bodennähe mit Schlamm zusetzen.
Große Rochen wie etwa der Manta stehen an der Spitze der Nahrungskette, auch wenn sie sich teilweise wie Walhaie von Kleinstlebewesen ernähren, die sie aus dem Wasser filtern. Kleinere Rochen haben viele Fressfeinde, zu denen auch Haie gehören. Die Nagelrochen erreichen eine Größe von bis zu 120 Zentimetern bei den Weibchen, Männchen werden bis zu 80 Zentimeter lang. Ihre Geschlechtsreife erlangen sie erst nach etlichen Jahren. Rochen sind von Anfang an auf sich selbst gestellt, es gibt keine Brutpflege der Elterntiere.

Ökologische Bedeutung
Die Rochen spielen weltweit eine bedeutende Rolle im ökologischen Gleichgewicht der Meere. Sie halten nicht nur die Bestände ihre Beutetiere, wozu neben kleinen Fischen auch Seeigel, Krebse und andere Schalentiere gehören, vital, sie „räumen“ auch den Meeresboden auf und sind selbst auch Beute für größere aquatische Räuber.
Bedrohung
Wie beinahe überall auf dem Planeten ist der Mensch die größte Gefahr für die Bestände. Zum einen ist es die industrielle Fischerei mit der beständigen Gefahr des Überfischens, dann die Zerstörung der Lebensräume, vor allem des sensiblen Meeresbodens, sowie der Beifang, bei dem die Fische oft gar nicht verwertet werden. Der Klimawandel trägt ebenfalls dazu bei, der der mit der Erwärmung des Wasserkörpers diesen saurer und sauerstoffärmer macht sowie der Eintrag von Plastik ins Meer, das sich zu Mikroplastik zersetzt und den Tieren Nahrung vorgaukelt, worauf sie im schlimmsten Fall mit vollem Bauch verhungern. Besonders kritisch ist hierbei der Beifang von frei im Wasser treibenden Eikapseln, die ohne besondere Behandlung für die Arten verloren sind. Die Eier, von einer lederartigen Haut mit adhäsiven Fortsätzen umgeben, verhaken sich nur allzu oft in den Netzen.
Rund 20 Prozent aller Rochenarten sind laut der Roten Liste der bedrohten Arten gefährdet, 13 Arten davon sogar vom Aussterben bedroht.

Das Projekt zur Rettung der Rochen
Das Thermaikos Biodiversitätsprojekt, benannt nach dem Golf am Westufer der Halbinsel Kassandra, startete 2021 als Projekt zum Schutz von mehreren bedrohten Delfinarten und konzentriert sich heute hauptsächlich auf die Biodiversität der Lebensräume insgesamt und und die Sensibilisierung sowohl der einheimischen Bevölkerung wie auch von Touristen. Die Aufgaben bezüglich einzelner Arten wie Kennzeichnung, Monitoring der Bestände und gegebenenfalls die Durchführung konkreter Schutzmaßnahmen werden weiter unvermindert wahrgenommen.

Die Beteiligten
Das Thermaikos Biodiversitätsprojekt wird getragen von Sani Resort und der 2016 in Thessaloniki gegründeten Initiative iSea, wobei auch die spanische Associació Lamna für die wissenschaftliche Dokumentation und Auswertung beteiligt ist. Vor allem sind es aber die lokalen Fischer, die sensibilisiert wurden und nun z. B. jeden Beifang auf Rochen-Eikapseln untersuchen, die sie an das Sani Resort weitergeben, auf dass diese dort im geschützten Raum d.h. in speziellen Aquarien, zu kräftigen Jungtieren heranzuwachsen.
Erste Erfolge
Wie das Sani Resort vermeldet, konnte erstmals eine Eikapsel in einem speziellen Aufzuchtbecken unter menschlicher Obhut heranreifen und ein gesundes Jungtier von gut zehn Zentimetern Länge dem Meer übergeben werden. Dieser Erfolg hat besondere Relevanz, ist es doch erst die zweite dokumentierte Nachzucht im gesamten Mittelmeerraum.

Die Rolle des Tourismus
Weltweit verstehen immer mehr touristische Unternehmen die Wichtigkeit einer intakten Umwelt für ihr Geschäftsmodell. Waren es bisher meist eher einzelne Unternehmer, die sich persönlich für Nachhaltigkeit eingesetzt haben, so wandelt sich dieser Einsatz zunehmend zu einem institutionellen Engagement. Und er beschränkt sich auch nicht mehr nur auf Abfallvermeidung, Wassermanagement, Energieversorgung und der Heranziehung lokaler Bau- und Versorgungsstoffe, sondern rückt die intakte Natur in allen ihren komplexen Verflechtungen ins Zentrum, bestenfalls sogar unter Einbeziehung von Feriengästen, die so ein ganz neues und sinnstiftendes Moment ihres Aufenthaltes erleben. Sani Resort leistet hier über alle Bereiche hinweg bedeutende Pionierarbeit.
Lesen Sie auch unseren Beitrag über das Sani Resort in der Rubrik „Nachhaltige Genussorte“:
https://www.natur-nachhaltig-erfahren.de/nachhaltige-genussorte/sani-resort-setzt-massstabe-fur-nachhaltigen-urlaub
https://sani-resort.com/de
Text: Werner Köstle
Bilder: Sani Resort