Auf unserem Reportagetrip „Eco-Tour 23“ machten wir diesmal Station beim Anbieter von Outdoor-Equipment Tatonka und ließen uns von Lukas Treffer, verantwortlich für die Marketingkommunikation des Unternehmens, dessen Geschichte erzählen und durch den Firmensitz in Dasing bei Augsburg führen.

Vom Rucksack-Großhändler zum Outdoor-Spezialisten

In den Anfängen, genauer seit 1980, lag der geschäftliche Fokus des familiengeführten Großhandels-Unternehmens Mountain Sport im Vertrieb u.a. für den weltweit führenden Rucksack-Hersteller Jansport aus den USA. Doch schon bald reifte im Firmengründer Winfried Schechinger der Plan, selbst eine Produktion aufzubauen. Bei der Recherche nach geeigneten Fertigungspartnern wurde er schließlich in Vietnam fündig, sodass im Jahr 1989 bereits die ersten eigenen Rucksäcke genäht wurden. „Eigene“ auch deshalb, weil sich beide heute noch bestehende Betriebstätten in Ho Chi Minh City und in der Binh Dinh-Provinz von Anfang an im Besitz der bayerischen Unternehmerfamilie befanden. Dadurch konnten die Werke entsprechend europäischer Fertigungsstandards eingerichtet und die vietnamesischen Mitarbeiter entsprechend aus- und weitergebildet werden. Auch wurden von Beginn an hohe Sozialstandards etabliert.

Nun brauchte das „Baby“ noch einen neuen Namen, am besten einen, der den Anspruch und die Charakteristik des Unternehmens zum Ausdruck bringt. Er sollte für Natur, Freiheit, Wildnis und Stärke stehen, aber auch den Teamgedanken zum Ausdruck bringen. Inspiriert vom Film „Der mit dem Wolf tanzt“ und fasziniert vom heiligen Tier der Prärieindianer, dem Bison, erfolgte 1993 dann die Umfirmierung des Unternehmens in TATONKA, dem Wort der Sioux für dieses mächtige Herdentier.

Lukas Treffer, verantwortlich für die Marketingkommunikation, führte uns durch den Betrieb

Bei Tatonka in Vietnam arbeiten inzwischen 900 MitarbeiterInnen und damit deutlich mehr als im deutschen Headquarter, wo sich ca. 70 Personen um die Produktentwicklung, das Marketing, die Verwaltung und die Auslieferungen in den gesamten europäischen Raum kümmern.

Eigene Fertigung garantiert optimierte Prozesse und hohe soziale Standards

Lukas Treffer berichtet von den Vorteilen ihrer Fertigung unter eigener Regie. Dazu gehört, „dass wir Produktionsprozesse von Anfang bis Ende überwachen, bei Bedarf jederzeit eingreifen, auf notwendige Änderungen reagieren und neue Entwicklungen schnell vorantreiben können“. Ein weiterer wichtiger Aspekt besteht darin, dass gerechte Sozialstandards weitaus besser implementiert und deren Einhaltung überprüft werden können als dies bei Auftragsfertigern mit weiteren Subunternehmen der Fall wäre.

So ist das eigene Werk Mountech Co. Ltd. seit Juni 2011 nach dem weltweit anerkannten Sozialstandard SA8000 zertifiziert. Im selben Jahr wurde durch die europäische Not-for- Profit Organisation „MADE BY“ eine 100%ige Erreichung der vorgegebenen Sozialstandards bestätigt. Die SA8000-Zertifizierung wird halbjährlich überprüft und nach drei Jahren erneuert, zuletzt im Jahr 2020.

In der „Open Factory“ des Werkes in der Hauptstadt kann sich jeder von der sozialen Verantwortung des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeitern in Vietnam überzeugen. Einmal pro Woche stehen dort die Fabriktore des Werkes für Besucher offen.

Das Gelände der „Open Factory“ ist von großzügigen grünen Arealen geprägt

Breite Produktpalette mit hohem Qualitätsanspruch

Tatonka bietet für „Draußen“-Aktivitäten eine Vielzahl an Ausrüstungen. Nach wie vor bilden Rucksäcke aller Art die zentrale Produktgruppe im Sortiment. Sie differenzieren sich je nach Einsatzzweck und Nutzern in solche etwa für Trekking, Klettern, Wandern, Reisen oder für Damen und Kinder aus. Sogar ein Erste-Hilfe-Rucksack findet sich im Portfolio.

Zum Angebot gehört u.a. auch Reisezubehör, Equipment für die Outdoor-Küche wie Teller, Schüsseln, Geschirr oder Trinkflaschen, Outdoor-Zubehör wie Regenhüllen oder Mückenschutz und nicht zuletzt eine Vielzahl verschiedener Zelte.

Auch verschiedene Zelte und Kochutensilien für den Draußen-Einsatz gehören zum Produktportfolio

Die bayerische „Bisonmarke“ formuliert einen hohen Qualitätsanspruch: „Wir verwenden ausschließlich hochwertige Materialien von namhaften Vorlieferanten, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Dadurch können wir sowohl eine gleichbleibend hohe Qualität sichern als auch Materialentwicklungen gemeinsam vorantreiben. Und wir bestehen auf bester Verarbeitung.“

Langlebigkeit als wesentlicher Nachhaltigkeitsfaktor

Ein hoher Qualitätsstandard bei Materialauswahl und Fertigung ist die Voraussetzung für die Langlebigkeit von Artikeln und diese trägt wiederum zur Umweltentlastung bei, denn was über einen langen Zeitraum genutzt und getragen wird, landet nicht früh im Müll und muss deshalb nicht schnell ersetzt werden. Trotzdem gibt es auch bei den besten Produkten im Laufe der Zeit einen gewissen Verschleiß bzw. eine Beschädigung besonders strapazierter Teile. Ein kaputter Reißverschluss ist jedoch noch lange kein Grund, einen Rucksack wegzuwerfen. Daher kümmert sich in der Dasinger Tatonka-Zentrale ein eigenes Team um einen umfangreichen Reparaturservice. Von der Schnalle bis zur Zeltstange ist hier jedes Ersatzteil vorrätig.

Vom Tatonka-Reparaturservice können nach Jahren des Gebrauchs besonders beanspruchte Teile ersetzt werden

Folgende Reparaturen können in der Regel vorgenommen werden:

  • Austausch von Schnallen und Schließen
  • Einnähen von Reißverschlüssen
  • Austausch von Druckknöpfen
  • Ersetzen von Zeltgestänge
  • Ausbessern von Zeltgestänge-Kanälen
  • Austausch von Gurtbändern, Rucksackschultergurten und GFK- / Aluminium-Stäben

GREEN BY TATONKA

Um den eigenen Nachhaltigkeitsanspruch, der sich im Slogan „Verantwortliches Denken – nachhaltiges Handeln“ ausdrückt nach außen sichtbar zu kommunizieren, schuf Tatonka das Label GREEN. Es erfüllt den Zweck, dass VerbraucherInnen Tatonka-Produkte, bei denen nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen, leichter identifizieren können. Wie der Hersteller eingesteht, können diese Materialien nach dem derzeitigen Stand der Technik zwar meist noch nicht zu 100 % eingesetzt werden, aber die Produkte sind eine vergleichsweise umweltbewusstere Wahl. Und sie werden durch fortlaufende Entwicklungen immer weiter verbessert. Ziel ist es, die Produktpalette mit dem GREEN-Label sukzessive zu vergrößern. Bereits heute umfasst das entsprechende Angebot 187 verschiedene Artikel.

Für Produkte mit dem Nachhaltigkeits-Label werden sowohl recycelte Materialien wie z.B. recyceltes Polyester oder recyceltes Polyamid als auch Materialien aus nachwachsenden, biologisch abbaubaren und recycelbaren Rohstoffen wie etwa Wolle oder Bio-Baumwolle verwendet. Ebenso die Fasern des Kabok-Baumes, die Baumwollfasern ähneln. Aufgrund ihrer feinen Struktur und Ihrer Flauschigkeit werden sie auch als Pflanzendaunen bezeichnet. In ökologischer Hinsicht schlägt vor allem die problemlose Kompostierbarkeit und die Wassereinsparung im Vergleich zum Baumwollanbau positiv zu Buche. Dort, wo es sinnvolle Alternativen zu bestehenden rohölbasierten Materialien gibt, werden diese durch biobasierte Stoffe ersetzt.

Tatonka achtet zudem darauf, dass die Lieferanten die eingesetzten Materialien energiesparend und ressourcenschonend herstellen. Diese beinhalten keine bedenklichen Substanzen und sind REACH-konform, das heißt sie entsprechen der europäischen Chemikalienverordnung. In der Ausrüstungskollektion bemüht man sich intensiv, den Anteil PFC-frei imprägnierter Produkte kontinuierlich zu erhöhen. Die PFC-freie Imprägnierung eines Produktes wird entsprechend gekennzeichnet.

Traceability – transparente Lieferkette

Das beste Rezept, sich keinem Greenwashing-Verdacht auszusetzen zu müssen, besteht in  einem Höchstmaß an Transparenz. Und diese wird groß geschrieben beim bayerischen Outdoor-Ausrüster. Über die neue Webseite Traceability by Tatonka kann nämlich der Weg aller ab dem Jahr 2016 gekauften Produkte vom Einkauf der Materialien über die Fertigung bis zum Transportweg sowie die Transportart rückverfolgt werden.

Nach Eingabe der Seriennummer, die auf dem Etikett des Produktes zu finden ist, und des Landes, in dem das Produkt gekauft wurde, erscheint auf der Webseite eine Weltkarte mit einem ausführlichen Index. Es wird gezeigt, von welchen Lieferanten die jeweils verwendeten Materialien stammen und welche Nachhaltigkeitszertifikate die Hersteller vorweisen können. Die Adresse ist ebenso offengelegt wie der Beginn der Geschäftsbeziehung.

Auch die Herkunft und der Transport von Nähgarnen kann transparent nachverfolgt werden

Auf der Karte ist sodann ersichtlich, auf welchem Weg und mit welchem Transportmittel die

Materialien in das Tatonka-Werk in Vietnam geschickt werden. Die Herstellung erfolgt im Tatonka-Werk Mountech, danach tritt das fertige Produkt seine in allen Etappen nachvollziehbare Reise an den Zielort an, wobei wieder Transportweg und Transportmittel

aufgezeigt werden, und zwar für jede einzelne Produktlieferung. Bemerkenswert: Die fertigen Waren kommen von Vietnam aus auf dem Seeweg nach Hamburg, von dort mit dem Zug nach München und erst für die letzte Transportstrecke nach Dasing kommen LKW zum Einsatz. Per Flugzeug werden nur einmal im Jahr Musterkollektionen speditiert, um wertvolle Zeit zu sparen.

Durch die eigene Herstellung liegen bei Tatonka sämtliche Schritte vom Materialeinkauf bis zum Transport der fertigen Produkte in eigener Hand und können somit effizient gesteuert werden. Dies eröffnet die Möglichkeit, viele Transportwege zusammenzulegen. Dies geschieht sowohl bei Lieferungen verschiedener Materialhersteller an das Zentrallager in Vietnam und der Bestückung von zwei Fertigungen aus diesem Zentrallager als auch beim zentralen Export aller gefertigten Produkte in einem Container. So werden Ressourcen eingespart und CO²-Emissionen gesenkt.

Selbst erzeugter Ökostrom

Tatonka hat im August 2023 in seiner Fertigung in Binh Dinh eine Fotovoltaik-Anlage mit 550 kWp in Betrieb genommen. Die Anlage mit 828 Solarpanelen liefert durchschnittlich 2300 Kilowattstunden Energie am Tag. Der erzeugte Strom wird sofort verbraucht und deckt etwa 65% des täglichen Bedarfs der gesamten Produktion. Aufgrund der gleichmäßigen Sonneneinstrahlung in dem äquatornahen Land kann die Anlage das ganze Jahr über mit nahezu gleichbleibender Effizienz genutzt werden.

Das Projekt wurde ohne Fördermittel komplett eigenfinanziert, und die Anlage wird sich in einem Zeitraum von ca. zehn Jahren amortisieren. „Es handelt sich um eine Investition, die sich ökologisch und letztlich auch ökonomisch auszahlt – so muss es sein, wenn man als Unternehmen gesund wirtschaften will“, sagt Firmeninhaber Andreas Schechinger.

Am Firmensitz in Dasing wurde bereits vor 16 Jahren eine 65 kWp Fotovoltaik-Anlage installiert. 384 Solarpanele speisen seit Januar 2008 CO²-neutralen Strom in das deutsche Stromnetz ein - bis heute bereits 1,067 Megawattstunden.

https://www.tatonka.com/de/

Soziale Standards: www.openfactory.tatonka.com
Traceability: https://www.tatonka.com/de/traceability-by-tatonka/

Text: Peter Grett
Bilder:
Bild 1 im Text: Peter Grett
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