Zwischen dem Naturpark Steinwald, dem zweitkleinsten in Bayern, und dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald liegt eines der schönsten Naturschutzgebiete im Nordosten von Bayern, das wildromantische Waldnaabtal.

Der Fluss modelliert den Granit

Im Laufe von Jahrmillionen hat sich hier das Wasser der Waldnaab tief in das harte Granitgestein eingeschnitten. Die riesigen, vom Wasser umspülten und rundgeschliffenen Felsblöcke zeugen von der unbändigen Kraft des Wassers. Einzigartige Geotope, wie der senkrechte Kammerwagen oder das Butterfass, eine riesige Ansammlung von Granitblöcken mitten im Fluss, sind Anziehungspunkte für Wanderer, Naturfreunde und Fotografen.

Vom Wasser rundgeschliffene Gesteinsblöcke am Geotop „Butterfass“

Hotspot der Biodiversität

Wer entlang der Waldnaab den Uferpfad wählt und über Baumwurzeln und Granitgestein balanciert, wird oft begleitet vom orange-blau metallisch schillerndern Eisvogel, der sich fast immer mit einem schrillen Pfiff ankündigt, oder von der Wasseramsel, die sich kopfüber in das Wildwasser stürzt und sich vielleicht ein kleines Fischchen holt. In den gemächlich dahinmäandernden Flussabschnitten vollführen die akrobatisch und scheinbar schwerelos dahingleitenden Edelsteine der Lüfte, wie die Libellen auch genannt werden, ihre kunstvollen Paarungsflüge.

Immer wieder unterbrochen wird die Waldnaab von tosenden Wildwasserbereichen, die den Wanderer auffordern, stehenzubleiben und dem Rauschen des Wassers zwischen den monumentalen Granitformationen zu lauschen.

Aber die Blicke der Naturfreunde sollten nicht nur dem Wasser und den Felsen gelten. Wer den Kopf hebt und durch die urwaldähnlichen bemoosten und mit Farnen bewachsenen Baumwipfel blickt, kann mit etwas Glück den Schwarzstorch, den Fischadler oder den noch selteneren Seeadler erspähen.

Bemooste Bäume bilden eine verwunschene Kulisse am Rand des Pfades

Spannende Entdeckungen am Boden

Die oft vernachlässigten Bereiche zu beiden Seiten des Weges führen die Wanderer in eine andere, exotische und zum Teil farbenprächtige Welt. Wer sich Zeit nimmt und seinen aufmerksamen Blick über den Boden schweifen lässt, wird zum Teil seltsam anmutende Pilze entdecken.

Besondere Pilze am Wegesrand: Ästiger Stachelbart und Buchenschleimrübling

Wer noch genauer auf die untere „Etage“ blickt und sich auch mal auf allen Vieren fortbewegt, kann in ein weiteres faszinierendes Reich eintauchen, nämlich das der „Schleimpilze“. Diese heißen eigentlich Myxomyceten und sind, anders als ihr gebräuchlicher Name vermuten lässt, gar keine Pilze. Es handelt sich bei ihnen vielmehr um Organismen, die meist kleine Fruchtkörper bilden, weshalb ihr Aussehen an Pilze erinnert. Tatsächlich vereinen sie auch in  ihrer Lebensweise zugleich Eigenschaften von Tieren und Pilzen, auch wenn sie weder zu den einen noch zu den anderen gehören. Meist kommen diese einzigartigen Wesen, von denen in Deutschland 373 Arten nachgewiesen wurden, auf Totholz vor, man findet sie jedoch auch auf der Rinde lebender Bäume, verrottendem Pflanzenmaterial und sogar auf Tierexkrementen.

Myxomyceten sind faszinierende Wesen, die Eigenschaften von Einzellern und Pilzen vereinen, mit beiden jedoch nicht verwandt sind.

Und zur Belohnung wird eingekehrt

Wer die Wanderung durch das wildromantische Waldnaabtal hinter sich gebracht hat, der hat sich eine deftige Mahlzeit und ein süffiges „Zoiglbier“ redlich verdient. Von den fünf Kommunalbrauhäusern, in denen traditionell brauberechtigte Bürger ihr eigenes Bier brauen dürfen, befinden sich drei davon im Waldnaabtal, in Falkenberg, Windischeschenbach und Neuhaus. Die weithin bekannte Blockhütte beim legendären Wasserrad, dem Wahrzeichen des Waldnaabtales, ist vorerst geschlossen. Eine hervorragende Alternative zum Abschluss ist die historische „Hammermühle“ am Wanderparkplatz bei Falkenberg, die kurz vor der Eröffnung steht und neben Kaffee und Kuchen auch kleine Mahlzeiten anbietet.

Die idyllisch gelegene Hammermühle lädt zum Pausieren ein

In der näheren Umgebung des Waldnaabtales wird auch für den kulturell oder geowissenschaftlich Interessierten etwas geboten, wie das umfangreiche Waldnaabtal-Museum in Neuhaus oder die Kontinentale Tiefbohrung (KTB) bei Windischeschenbach mit dem tiefsten aktiven Bohrloch der Erde mit 9101m Tiefe.

https://www.oberpfaelzerwald.de/

https://www.ferienregion-stiftland.de/was-leib-seele-gut-tut/natur-erleben/waldnaabtal/

Text und Bilder: Dr. Siegfried Steinkohl

Buchempfehlung:
Im Verlag Battenberg Bayerland ist in erweiterter Neuauflage ein faszinierender Bildband über das wildromantische Waldnaabtal erschienen. Dort, wo auf rund zwölf Kilometern Länge die Kräfte der Natur eine Wunderwelt aus Wasser, Wald und Stein geschaffen haben, finden viele seltene und bedrohte Arten einen idealen Lebensraum. Der Fotograf Dr. Siegfried Steinkohl hat mit seiner Kamera nicht nur die bekannten Plätze des 183 Hektar großen Naturschutzgebiets in atemberaubenden Aufnahmen festgehalten, sondern auch einmündenden Nebenflüssen und Bächen sowie nahe gelegenen Ausflugszielen einen Besuch abgestattet. Redakteur Wolfgang Bernhardt liefert dazu die begleitenden Texte.

ISBN: 978-3-95587-086-7
Auflage: 1. Auflage 2021
Format: 27 x 24 cm
Abbildungen: durchgehend farbig
Cover-Typ: Hardcover
Seitenanzahl: 128