Moore, Wälder, Berge – die Natur im Allgäu hat so einiges zu bieten. Genau hier setzt eine Initiative des Tourismusverbands Oberstaufen an, die zum Ziel hat, Menschen die Natur näher zu bringen, in ihrer Schönheit, aber auch ihrer Verletzlichkeit. Denn wer versteht, der frevelt nicht. An der Seite von erfahrenen Rangern, NaturparkführerInnen und Forstexperten können Urlauber auf Entdeckungstour gehen und spannende Erlebnisse genießen. Das ganzjährig angebotene Naturerlebnis-Programm bietet einen einzigartigen Dreiklang aus Genuss, Spaß und Information.

Hochmoor Hörmoos

Moore verstehen

Moore kommen derzeit zurecht „in Mode“, sind sie doch der effizienteste CO2-Speicher, den es an Land gibt. Dem Speicher und – wichtig – Lebensraum Moor ist in den letzten Jahrhunderten buchstäblich das Wasser abgedreht worden, sprich: sie wurden trocken gelegt, überall dort, wo sie als Agrarfläche einen wirtschaftlichen Ertrag versprachen. Nur wenige flächenmäßig relevante Moorflächen verblieben in ihrem natürlichen Urzustand, so wie etwa das Hörmoos am Imberg. Hier führt die Naturpark- und zertifizierte Wanderführerin Laura Dresse im Rahmen ihrer „Moorgeschichten“ Urlauber mit interessanten Rätseln und Erzählungen in die Funktion und Ökologie der Moore ein. Wie schnell wächst ein Moor? Was gibt es dort für Tiere? Warum speichert es so viel CO2? Für was ist das gut? Didaktisch verfolgt Laura Dresse den Weg, durch die Kombination von Erlebnis und Wissenserwerb Neugierde zu wecken und die Aufmerksamkeit zu fesseln, um nachhaltig Verständnis und Zuneigung zu diesem ganz besonderen Biotop zu erreichen. „Wo es sich anbietet, baue ich Stopps und passende Elemente ein. Bei der Führung durchs Moor zeige ich zum Beispiel, wie Torf aufgebaut ist, wie das Moos Wasser speichert.“

Heute ist die Pflege und Renaturierung von Mooren eine absolute Notwendigkeit, wie etwa auch das Pflanzen von Bäumen. Dabei gehört die Renaturierung von Mooren zu den am schnellsten wirkenden Maßnahmen im Klimaschutz. Doch stößt diese nicht immer unisono auf Verständnis, weshalb die Sensibilisierung weiter Bevölkerungskreise, wie in Oberstaufen praktiziert, von eminenter Wichtigkeit ist.

Zu Lauras Touren gehören außerdem „Naturwunder erleben“, „Auf den Spuren alter Bäume“ und „Wasserzauber in den Allgäuer Alpen“, wo auch mal ein Blick unter Wasser geworfen wird. Um zu sehen, welche Tiere hier einen Lebensraum finden. Nämlich nicht nur Fische, sondern auch Insektenlarven, Krebse, Amphibien und vieles mehr.

Verstehen im Wald

Wie das Moor ist auch der Wald ein bedeutender Kohlenstoff-Speicher, insbesondere der Bergwald, der sich im Gegensatz zu Ernte-optimierten Fichten-Monokulturen im Flachland dadurch auszeichnet, dass hier die verschiedensten Baumarten, Laub- wie Nadelbäume sowie Strauchgewächse vorkommen und der Bestand auch hinsichtlich des Alters bunt gemischt ist. Rekordhalter in Sachen Alter und Methusalem hier ist eine uralte Eibe. Der unscheinbare, hohle Baum zählt mit 600 bis 800 Jahren zu den ältesten Bäumen Deutschlands. Dieser Mischwald bildet eine komplexe Lebensgemeinschaft von Großpflanzen, Tieren, Moosen, Farnen und Pilzen, die große Mengen an Sauerstoff produziert, Wasser speichert, die Luft kühlt und vor Erosion und Lawinen schützt.

Wie das genau geht? Forstexperten und Naturpark-Ranger führen auf organisierten Wanderungen in die so wichtigen wie in ihrer Wirkung gefährdeten systemischen Zusammenhänge ein. Warum sind Lichtungen im Wald so wichtig? Wie kommunizieren Bäume untereinander? Welche Rolle spielt das Totholz für Kleinlebewesen und Mikroorganismen? Und warum blüht die Seele im Wald auf und sinkt der Blutdruck? Wer sich auf die gut zweistündigen Exkursionen mit den Forstexperten begibt, wird die heimischen Wälder genießen und viel Wissenswertes über sie erfahren.

Alpweiden und Wiesen

Das Mosaik wäre nicht komplett ohne die extensiv bewirtschafteten Almen, die im Allgäu Alpen heißen, und zahlreichen Blumen- und Kräuterwiesen. Auch sie sind vielfältige Lebensräume mit komplexen Beziehungen zwischen ihren Bewohnern. Geführte Kräuter- und Heilpflanzen-Wanderungen sowie Mitmachangebote für die Urlauber etwa bei Baumpflanz-Aktionen und Müll-Aufräum-Initiativen bringen den Urlaubern die Natur aktiv näher.

Alle Fragen zur Natur, deren Zusammenhängen und ihrem Schutz beantwortet das neue ganzjährige Naturerlebnis-Programm in Oberstaufen. Sowohl die idyllischen Seiten wie auch die heutigen Herausforderungen im Zuge von Klimawandel und der Verschmutzung sowie Übernutzung der natürlichen Ressourcen werden so ausführlich wie unterhaltsam behandelt. Unter den zahlreichen Angeboten wenden sich etliche auch explizit an Familien mit Kindern.

Ein Highlight in der Nagelfluhkette: Der Hochgrat

Naturpark Nagelfluhkette

Der Naturpark Nagelfluhkette mit seinen abwechslungsreichen Strukturen ist ein Ort des Erlebens und Erkennens. Nagelfluh bezeichnet ein geologisch relativ junges Konglomeratgestein, das in ehemaligen maritimen Flachwasserzonen angetroffen wird und am nördlichen Alpenrand verbreitet vorkommt. „Fluh“ ist der Schweizerische Ausdruck für Steilabbrüche, wie sie in den Ketten häufig zu sehen sind.

Der Naturpark, der vom Oberallgäu bis nach Vorarlberg, stets der namensgebenden Gebirgskette folgend reicht, ist ein Landschaftsmosaik aus Bergwäldern, Alpflächen, Mooren, Gesteinen, Flüssen, Schluchten und Bergen. Über 405 Quadratkilometer erstreckt er sich vom Vorgebirge bis zu den Hochalpenlandschaften in Vorarlberg. Seinen Namen verdankt er der 24 Kilometer langen Bergkette. Der Naturpark, der überwiegend aus Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten besteht, verfügt über eine hohe Artenvielfalt und ist Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Das Großschutzgebiet steht für nachhaltigen Tourismus und umweltgerechte Landnutzung. Oberstaufen ist die flächengrößte Mitgliedsgemeinde im Naturpark Nagelfluhkette und sein touristisches Zentrum.

www.oberstaufen.de/naturerlebnis

Text: Werner Köstle/ Oberstaufen Tourismus Marketing
Bilder: Oberstaufen Tourismus Marketing, Oberstaufen Tourismus Marketing /Leo Schindzielorz/Nico Bogenreuther/