Das im Etschtal gelegene Meran gehört mit seinem mediterran geprägten Klima zu den beliebtesten Städten Südtirols. Urlauberinnen und Gäste des Thermenortes genießen das südliche Flair, zu dem die Obst- und Weingärten in der Umgebung ebenso beitragen wie der Anziehungspunkt für Blumen- und Pflanzenfreunde aus aller Welt, die berühmtenGärten von Schloss Trauttmannsdorff“.

Zur Ferienregion Meraner Land zählen aber auch alpine Destinationen wie etwa das Schnalstal, das Passeier- oder das Ultental. Weniger bekannt als diese ist eine stille Idylle, der Deutschnonsberg. Fast noch ein Geheimtipp für Naturerkunder, Freunde ursprünglicher Kulinarik, Wanderer, Biker und ganz allgemein für Menschen, die in einer Ruhe-Oase Entspannung und Abstand vom Alltag suchen.

Mit eigenem Fahrzeug Anreisende erreichen die Region Deutschnonsberg am besten auf der Staatsstraße 238 über Lana – mit seinem sehenswerten Obstbaumuseum – und den auf 1500 Metern Höhe gelegenen Gampenpass. Die Bergauf-Fahrtzeit beträgt von Lana aus mit dem Auto etwa eine halbe Stunde bis zum Hauptort der Region mit dem Namen „Unsere Liebe Frau im Walde – St. Felix“. Sie ist eine von drei deutschsprachigen Gemeinden im Nonstal, die zusammengefasst als Deutschnonsberg bezeichnet werden.

Sanfte Landschaften zwischen Südtirol und dem Trentino

Hier an der Grenze zwischen Südtirol und dem Trentino sorgen die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse für eine spannende Melange, die sich insbesondere in der eigenständigen Gastronomie und in landwirtschaftlichen Erzeugnissen widerspiegelt. Urlauber erwartet somit das Beste aus zwei Welten. Wenn das kein Versprechen ist…

Der Deutschnonsberg erstreckt sich vom Mendelkamm mit seinen spektakulären Felswänden bis zum Laugengebiet mit seinem Panoramablick auf die Dolomiten. Auf zahlreichen, teils einsamen Wegen rund um die vier Dörfer des Hochtales lässt sich die unberührte Naturlandschaft der Region mit seinen Wäldern und Weiden bis hinein in das Brenta Adamello Massiv erkunden. Auch Mountainbiker finden hier ein ideales Terrain für ihre Touren.

Wasserfälle, Canyons und Waldsee

Zu den Highlights der Region gehört zweifelsohne der Felixer Wasserfall. Er gehört zu den höchsten in ganz Südtirol und stürzt inmitten von Lärchenwäldern von einem Felseinschnitt 75 Meter senkrecht in die Tiefe. Von St. Felix aus führt der Wanderweg zum Wasserfall durch Wiesen, Wald und Lichtungen, abschließend über 170 Stufen zu einer Aussichtsplattform. Von hier aus lässt sich das spektakuläre Naturschauspiel am besten bestaunen. Über eine neu errichtete Brücke über den Bach im Tal gelangt man wieder zurück nach St. Felix.

Der Felixer Wasserfall bietet ein eindrucksvolles Naturschauspiel

Ein besonderes Naturerlebnis bietet sich Wanderern auch im Canyon Rio Sass, der zu den spektakulärsten des Landes gehört. Die durch die Strömung eines Wildbachs ausgehöhlte Schlucht befindet sich inmitten der kleinen Ortschaft Fondo.  Der Canyon zerschneidet das Zentrum des oberen Val di Non in zwei Teile. Seit 2001 ist die Route dank Treppen, Stegen  und Leitern relativ mühelos begehbar, sofern die Überwindung von 348 Stufen so bezeichnet werden kann... Wer sich auf die Entdeckungstour, umgeben von wirbelnden Fluten, Wasserfällen und großen Erosionskesseln, den „Riesentöpfen", begibt, begegnet faszinierenden Gebilden wie Stalaktiten und Stalagmiten ebenso wie roten und grünen Algen, verschiedenen Moosen und Farnen.

In den benachbarten Gemeinden Cloz, Romallo und Dambel liegt der Flusspark Novella in der Schlucht des gleichnamigen Wildbachs. Auf der 3,5 km langen geführten Strecke lässt sich in der Kühle des Waldes die interessante Geologie des Gebietes erleben. Passendes Schuhwerk und eine wetterfeste Bekleidung zählen zur erforderlichen Ausrüstung, zudem ist Schwindelfreiheit eine wichtige Voraussetzung.

Umgeben von Grasböden und Lärchenwäldern erstreckt sich auf 1600 Metern ein idyllischer Waldsee, der Felixer Weiher. Vom ausgeschilderten Parkplatz in St. Felix aus ist er nach einer einfachen Wanderung in knapp einer Stunde zu erreichen.

Naturerlebnis und Badespaß am Felixer Weiher

Das unter Naturschutz stehende, fischreiche Gewässer ist zum Baden freigegeben und sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen im Hochsommer ein beliebter Badesee. Bei seiner Umrundung erfahren Besucher über Infotafeln viel Interessantes über Fauna und Flora in und rund um den See. Nicht selten trifft man unterwegs auf Wildtiere oder findet seltene Blumen und Pilze. Gemütliche Einkehrmöglichkeiten bieten die unweit des Sees gelegene Felixer Alm, Trägerin der Auszeichnung „Echte Qualität am Berg“, und der Gasthof Waldruhe.

Regionale Spezialitäten

Lange Zeit siedelten vor allem arme Bergbauern im Gebiet des Deutschnonsbergs, deren Grundnahrungsmittel die Kartoffel war. Als Anziehungspunkt vieler Pilger spielte die Gastronomie jedoch von jeher eine große Rolle. So finden sich heute noch bodenständige Gasthäuser, die beste Gerichte aus regionalen Produkten anbieten. Findige Landwirte und Gastronomen haben früh den Mehrwert dieser unberührten Landschaft erkannt und die Erzeugnisse der Gegend zu echten Delikatessen veredelt. Kleine Nahrungskreisläufe und die italienischen Einflüsse aus dem nahegelegenen Trentino tragen zum ausgezeichneten Ruf der Region bei Freunden und Kennern ursprünglicher alpiner bzw. alpin-mediterraner Küche bei. Fleisch von Lamm und Weiderind, Kräuter und Mohn, sowie spezielle Käsesorten sind vielgeschätzte traditionelle Produkte dieser Region.

Kulinarische Hauptdarsteller: Löwenzahn, Radicchio, Grana, „Laugenrind“Im Rahmen des Frühlings-Festivals von Mitte April bis Mitte Mai dreht sich alles um den gesundheitsfördernden Löwenzahn.

Erstmals im Frühling 1996 fanden mit Unterstützung des Kräuterpfarrers H. Joseph Weidinger die einzigartigen „Löwenzahnwochen“ am Deutschnonsberg statt. Sie zählen zu den ältesten Veranstaltungsreihen mit kulinarischem Schwerpunkt in Südtirol. In der Kräuterheilkunde findet Löwenzahn seit Jahrhunderten Anwendung, er gilt als blutreinigend und stoffwechselanregend, aber er findet sich ebenso in zahlreichen kulinarischen Kreationen.

Aufgrund seiner Höhenlage und der besonderen klimatischen Bedingungen ist das Gebiet ein ideales Anbaugebiet fürRadicchio. Dieser Salat ist in Norditalien in verschiedenen Varianten beliebt. Am Deutschnonsberg gedeiht insbesondere die Winterart der Sorte Radicchio di Treviso, die bei Kennern als die nobelste unter den verschiedenen Sorten gilt.

Dem Radicchio widmen die Köche der Region eigene kulinarische Tage

Von Ende September bis Ende Oktober wird der Winter-Radicchio, der reich an Vitamin C und Mineralstoffen ist, zum kulinarischen Star der Restaurants und Gastbetriebe. Im Rahmen der „Radicchiotagekreieren die Köche außergewöhnliche Delikatessen. Feinschmecker genießen die bittersüße Köstlichkeit gerne roh als Salat, als Gemüsebeilage, gratiniert oder gegrillt. Fein munden auch die mit Radicchio gefüllten Teigtaschen, Nocken, Pasta und Süßspeisen.

Eine weitere Spezialität der Region ist der „Trentingrana“, ein langsam reifender halbfetter Hart- und Reibkäse aus Kuhmilch. Einheimische sprechen gerne von der Nonsberger Antwort auf den Parmesan. Bekannt ist insbesondere der Grana aus dem Ursprungsgebiet Po-Ebene, aufgrund strenger Qualitätsrichtlinien zählt der Trentingrana vom Deutschnonsberg jedoch inzwischen zu den besten Käsesorten in ganz Italien. Nur hochwertiges, lokales Heu und besondere Getreidemischungen werden an die Milchkühe verfüttert. Zur Herstellung eines rund 40 Kilo schweren Laibs benötigt man bis zu 900 Liter Kuhmilch.

Der „Trentingrana“ ist eine regionale Spezialität und gehört zu den besten Käsesorten seiner Art

In den Genossenschaftskäsereien wie der Sennerei Fondo oder Castelfondo ist die Käseproduktion noch heute stark von Handarbeit geprägt, verwendet werden ausschließlich natürliche Zutaten: Kuhmilch, Salz und Lab.Zur Förderung der Berglandwirtschaft in Deutschnonsberg, im Ultental und dem Vinschgau wurde vor einigen Jahren das EU-Leader- und Qualitätsprogramm mit dem Markennamen „LaugenRind“ gestartet. Laugenrinder sind artgerecht aufgezogene Südtiroler Milchkälber und Rinder, vorwiegend der alpinen Rasse Tiroler Grauvieh. Echte Laugenrinder müssen am Fuße des Berges Laugen (2434 Meter) geboren sein und im Sommer auf der Alm weiden. Chemische Futterzusätze und synthetische Futtermittel sowie Gentechnik sind für die ca. 50 Bergbauernbetriebe ein absolutes Tabu.

Die Kühe der Rasse Tiroler Grauvieh liefern beste Milch für den Grana und Fleisch vom „LaugenRind“.

Sie stehen vielmehr für nachhaltige Landwirtschaft, ethische Produktion, kurze Transportwege, regionale Wertschöpfung, gesunde Ernährung und authentischen Genuss. Das kulinarische Angebot umfasst die ganze Palette des Frischfleisches sowie die Veredelung zu exklusiven Gourmetprodukten für den privaten Gebrauch und die Gastronomie.

Text: Peter Grett
Bilder:Aufmacher: Hannes Niederkofler Photography
Bilder 1 und 2 Wasserfall: Hannes Niederkopfler Photography
Bild 3 Weiher: Alex Filz
Bilder 4-6: Löwenzahnmenü: Bruno Battodetti; Löwenzahnsammlerin www.renegamper.com; Löwenzahnwiese: Tourismusbüro Deutschnonsberg
Bild 7 Radicchio: Hannes Niederkopfler Photography
Bild 8 Grana: Grana : www.renegamper.com
Bild 9 Grauvieh: Hannes Niederkopfler Photography