Es muss schon sehr feucht bis nass sein, wenn sich das filzige Haarkelchmoos (Trichocolea Tomentella), eines der schönsten heimischen Lebermoose, wohlfühlen soll. Und so ist es überall dort zuhause, wo reiche Niederschläge abgehen, was vor allem, auf Deutschland bezogen, in den Alpen und Mittelgebirgen der Fall ist. Dort ist es auf Waldböden, an Gewässerufern, auf dauernassen und erdüberzogenen Felsen und Totholz, bevorzugt auch in der Nähe von Wasserfällen, zu finden. Die Biologen der Bryologisch-Lichenologischen Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) haben das Filzige Haarkelchmoos zum Moos des Jahres 2025 gekürt.

Samtkissen im Bergwald

Wo sich in Gebirgswäldern in Senken und Gräben dauerhaft Wasser sammelt, überzieht das Moos den Boden mit Quadratdezimeter großen Matten, zwischen anderen Moosen wie Federmoosen stechen die lebhaft grüngelben Polster prominent hervor. Man sieht ihnen die Weichheit schon beim Näherkommen an, fast wie Palmwedel stehen die Ästchen von den sich am Boden windenden Stämmchen rechtwinkelig ab, die feinen Blättchen bilden um diese wie auch um den Stamm herum einen regelrechten Filz, der im Streulicht satt schimmert. Sieht man genau hin, erinnern die wiederum stark unterteilten und geschlitzten Blättchen tatsächlich an ein grünes Haarkleid, woher sich auch der Name herleitet.

Auch feuchtes Totholz ist ein geeignetes „Substrat“

Ökologische Bedeutung und Gefährdungsfaktoren

Wie alle Moose speichert auch das Haarkelchmoos Wasser bis zum Zwanzigfachen des eigenen Gewichts und gibt dieses kontinuierlich wieder an die Umgebungsluft ab. Damit hat es eine wichtige Funktion im Klimakreislauf. Und dass es fleißig CO2 bindet, sieht man ihm quasi schon aufgrund der Farbe an.

Das Haarkelchmoos, in den gemäßigten Breiten vor allem Europas, Amerikas und Asiens weit verbreitet, ist in seinem Bestand eigentlich nicht akut gefährdet, aber Trockenlegungen und steigende Temperaturen, vor allem, wenn sie mit langen Trockenphasen einhergehen, setzen dem Moos sehr zu und verdrängen an den entsprechenden Orten oft das Vorkommen. Bedroht ist die Art auch durch die Übersäuerung des Bodens in Fichtenmonokulturen, auch von den sauren Regen der jüngeren Vergangenheit erholt sich das Moos nur zögernd. Die Absenkung des Grundwasserspiegels tut ihr Übriges dazu.

Das Moos bildet regelrechte Matten inmitten anderer Feuchtmoose

Fortpflanzung und Bestandsgefährdung

Die Pflanze ist zweigeschlechtlich, männliche Vertreter, die die Fortpflanzung über Sporophyten ermöglichen, sind aber hierzulande selten, so dass sich neue Bestände nur schwer, aus verbrachten Bruchstücken, entwickeln können. In Deutschland steht das Haarkelchmoos als in seinem Bestand gefährdet auf der roten Liste der Moose.

Text: Werner Köstle
Bilder: NABU Österreich, Wolfgang von Brackel (Aufmacher u. Textbild 1); BLAM, S. Gamlitz/C.Berg