Eingebettet in die sanften Hügellandschaften des Muldetals, etwa dreißig Kilometer nordöstlich von Leipzig, liegt das Rittergut Heyda – ein Ort, an dem Geschichte, Naturverbundenheit und nachhaltige Lebensweise eine eindrucksvolle Symbiose eingehen. Wer hierher reist, betritt nicht nur ein liebevoll restauriertes Herrenhaus mit Jahrhunderte alter Historie, sondern auch ein lebendiges Beispiel für moderne Nachhaltigkeit mit tiefen Wurzeln.
Das Rittergut wurde erstmals im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Sein heutiges Gesicht, geprägt von barocker Architektur, erhielt es im 18. Jahrhundert. Die Adelsfamilie von Carlowitz–Hartitzsch übernahm das Anwesen im Jahr 1846 durch Heirat, verlor es jedoch infolge der Enteignungen nach 1945. Über Jahrzehnte hinweg wurde das Gut als Kinderheim und Werkstatt genutzt, bis es im Jahr 1995 an die Familie zurückgeführt wurde. Seither widmen sich Johannes und Felicitas von Carlowitz mit großer Hingabe der Restaurierung und nachhaltigen Neuausrichtung des Gutes.
Der „Erfinder“ der Nachhaltigkeit
Die Vision der heutigen Besitzer geht weit über die bloße Bewahrung des kulturellen Erbes hinaus. Sie knüpfen bewusst an die Ideen ihres Ahnherrn Hans Carl von Carlowitz an, der bereits 1713 mit seinem Werk „Sylvicultura Oeconomica“ den Begriff der nachhaltigen Nutzung prägte. Wer hätte gedacht, dass dieser Begriff schon so alt ist?
Diese historische Verantwortung wird heute mit einem durchdachten ökologischen Konzept auf dem Gut weitergeführt. Rund tausend Hektar Acker- und Grünland werden unter nachhaltigen Kriterien bewirtschaftet, ein erheblicher Teil der Fläche ist bereits auf Bio umgestellt bzw. in der Umstellung begriffen. Somit ist der Betrieb bereits Naturland zertifiziert. Zusätzlich gehören etwa vierhundert Hektar Wald zum Areal, die PEFC-zertifiziert sind und durch naturnahes Forstmanagement nicht nur zur regionalen Biodiversität beitragen, sondern auch als bedeutende CO₂-Speicher dienen.
Besonders bemerkenswert ist der Verzicht auf den Pflug im Ackerbau, wodurch die Bodenstruktur geschont und Erosion vermindert wird. Auch auf den weitläufigen Feldern zeigt sich das ökologische Bewusstsein: Bauminseln durchbrechen die Monokultur, bieten Rückzugsräume für Vögel und Insekten und bereichern zugleich das Landschaftsbild. Insektenhotels und Nisthilfen, die gemeinsam mit Schulklassen oder Gästen im Rahmen pädagogischer Programme gebaut werden, ergänzen dieses Bild gelebter Nachhaltigkeit auf ideale Weise.

Romantische Cottages auf dem Rittergut
Das Rittergut ist jedoch nicht nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, sondern auch ein Ort des Erlebens. In den letzten Jahren wurden mehrere historische Nebengebäude mit großer Sorgfalt und ökologischen Baustoffen in gemütliche Ferienunterkünfte umgewandelt. So bietet etwa das ehemalige Gärtnerhaus mit eigenem Garten, Holzofen und Kamin eine rustikale und zugleich stilvolle Rückzugsmöglichkeit. Das romantische Rosencottage – ein früheres Waschhaus – besticht mit seiner Fassade aus hofeigener Lärche, naturbelassenen Pigmentfarben und einer Terrasse mit Blick auf den Gutsteich. Auch die Schlosswohnung, die Orangerie und die Stallwohnung wurden mit viel Liebe zum Detail renoviert, wobei antike Möbel, Lehmputze und regionales Holz eine warme, natürliche Atmosphäre schaffen.
Wer hier Urlaub macht wird eingeladen, den Alltag hinter sich zu lassen und in das Leben auf dem Land einzutauchen – sei es beim Sammeln von Kräutern, bei der Mitgestaltung im Gemüsegarten oder bei einer geführten Tour über das Gelände, die nicht selten mit einem Besuch des nahegelegenen Wildkatzenpfads endet. Besonders für Familien ist das Gut ein wahres Paradies: Ein großer Naturspielplatz, tierische Begegnungen und kindgerechte Programme lassen kleine Gäste spielerisch an ökologischen Themen teilhaben.
Zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt
Ein zentraler Fokus des Umwelt-Engagements der Inhaberfamilie von Carlowitz liegt auf Aktivitäten, die der Erhöhung der Biodiversität dienen. Dazu gehören:
- Schaffung von Fledermaushöhlen am Giebel des Glamping-Gebäudes sowie in Feldsteinmauern
- Renaturierungs-und andere Maßnahmen zum Schutz der Wildkatze
- Installation von großen Insektenhotels

- Bodenschonende Waldbewirtschaftung u.a. durch den Einsatz von Rückepferden
- Anlage von Benjes-Hecken kombiniert mit bienenfreundlicher Ramblerrose

- Anlage von Gehölzstrukturen wie Hecken, Büschen und Sträuchern zur Förderung der biologischen Vielfalt; Pflanzung von über 1000 Eichen und Buchen allein im Jahr 2025
- Schutz vorhandener und Errichtung neuer Feuchtbiotope; auch in Forstbeständen
- Ausweisung von über 2000 Biotopbäumen, insbesondere in höhlenreichen Altholzinseln und als Einzelbäume, die Tieren als Lebensraum dienen
- Feldlerchenfenster: Freihaltung, d.h. Nicht-Bepflanzung von Arealen inmitten agrarisch genutzter Anbauflächen um Bodenbrütern Landebahnen zu bieten
- Pflanzung von Baumalleen
- Einrichtung von Blühstreifen am Feldrändern

Die ideale Ferienumgebung – das schöne Sachsen
Auch die Lage zwischen Leipzig und Dresden macht das Rittergut zu einem idealen Ausgangspunkt für kulturelle Entdeckungen oder ausgedehnte Wanderungen in die Dahlener Heide. Dabei ist Heyda selbst, mit seinen knapp 170 Einwohnern, zu einem kleinen Zentrum der nachhaltigen Dorfentwicklung geworden. Die von der Familie von Carlowitz initiierten Projekte reichen von solidarischen WhatsApp-Gruppen über Tauschringe bis zur Förderung kulinarischer Traditionen der Region. Hier zeigt sich, dass ländliche Entwicklung und ökologische Verantwortung sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig befruchten können.
Besonders in den warmen Monaten zwischen Frühling und Herbst entfaltet das Rittergut seinen vollen Charme und ist Ort zahlreicher Workshops, Mitmachaktionen und kultureller Veranstaltungen, von dem Spaziergang zu den Uckermärker Rindern bis zur Schlossführung. Die Gastgeber empfangen ihre Gäste herzlich und schaffen mit viel Gespür einen Raum, in dem Entschleunigung, Naturverbundenheit und bewusster Konsum in harmonischem Gleichgewicht stehen.
Das Rittergut Heyda ist mehr als ein Urlaubsort. Es ist ein gelebtes Modell dafür, wie sich Tradition, Innovation und Nachhaltigkeit zu einer stimmigen Einheit verbinden lassen. Wer hierherkommt, reist nicht nur räumlich in eine der schönsten Regionen Sachsens – sondern auch gedanklich in eine Zukunft, in der Rücksicht auf Natur und Mitmenschen nicht als Verzicht, sondern als Bereicherung empfunden wird.
https://www.rittergut-heyda-carlowitz.de
Text: Katrin Hilger
Bilder:
Aufmacher: Karen Massine
Bilder im Text: Felicitas v. Carlowitz