Als Stephan Mühlmann zusammen mit seiner Frau Evelin das in Innichen im Südtiroler Hochpustertal gelegene Naturhotel Leitlhof von den Seniorchefs übernahm, gehörte es zu den wichtigsten Anliegen der jungen Inhaber-Familie, das Nachhaltigkeitsprofil des Hauses zu schärfen und weiterzuentwickeln.
Energieautarkes Hotel Leitlhof
Den bedeutendsten Meilenstein bei der Umsetzung des ambitionierten Eco-Leit(l)gedankens bildete schließlich im Jahr 2015 der Bau eines Holzheizkraftwerks, das überwiegend mit Hackschnitzeln von Bäumen aus dem hofeigenen Wald betrieben wird. Komplettiert wird die Energiezentrale durch eine Photovoltaikanlage am Dach, die auf innovative Weise mit dem Heizkraftwerk kombiniert wird. Da der Leitlhof zudem über eine eigene Wasserquelle verfügt, ist er als eines der wenigen Hotels europaweit energieautark. Infolge dieser Maßnahmen liegt der CO2-Ausstoß pro Gast und Nächtigung derzeit bei nur 12,2 kg.
Nur wenige Minuten vom Leitlhof entfernt liegt der Mühlhof. Auf dem Bio-Bauernhof der Familie grasen Angusrinder auf den Weiden und liefern bestes Fleisch für die Hotelgäste. In den Beeten gedeihen frisches Gemüse und beste Kräuter. Aus diesen und aus der unmittelbaren Region hinzugekauften Lebensmitteln bereitet das Küchenteam raffinierte Gerichte zu. „Am liebsten bin ich Landwirt“, verrät der Hotelchef, weshalb er sich auch höchstpersönlich um seine Tiere und den Garten kümmert.
Das ATTO - schnörkellos, puristisch, anders
Im Frühling 2022 setzte Stephan Mühlmann schließlich mit der Eröffnung des „Atto Suites & Cuisine“ im Dorfkern von Innichen alternative architektonische Akzente, durch die er ganz bewusst einen Gegenpol zum vorherrschenden alpenländisch-rustikalen Stil der Region schuf. Trotz des modernen Baukörpers des Gästehauses wurde es nach den Grundsätzen Qualität, Handwerkskunst sowie Respekt gegenüber Mensch, Tier und Natur mit heimischen Materialien erbaut und ausgestattet. Die rote Porphyr-Fassade des schlanken, in die Höhe ragenden Hauses zitiert die Gesteinsformationen der nahen Sextner Dolomiten, die cleane Inneneinrichtung ist geprägt von klaren Linien und hellem Fichtenholz aus den eigenen Wäldern.
Naturerlebnis-Destination
Nach dem Motto „Von der Haustür in die Berge“ bietet das Pustertaler Radwegenetz Trails für Rennrad-, Mountain- und E-Bike-Fahrer – für Familien mit kleinen Kindern bis hin zum Radprofi. Auch Trekkingrouten starten direkt am Gästehaus, beispielsweise zur Dreischusterhütte oder auf den Strudelkopf. Hausgäste des Atto können zudem das gesamte Aktivprogramm sowie den Spa-Bereich des nahegelegenen Stammhauses Leitlhof nutzen Wer sich mit Bedacht und ausgestattet mit Ferngläsern auf den Wanderweg entlang des Sextner Bachs bewegt wird in dieser herrlichen Naturlandschaft so manche Perlen der heimischen Flora und Fauna entdecken.
Konsequent regionale Kulinarik
Neben vier exklusiven Suiten und einer Penthouse-Wohnung bietet das puristische Atto auch externen Gästen ein eigenes Restaurant mitsamt einer Sonnenterrasse. Serviert werden leichte, vorwiegend saisonale Gerichte nach dem „Farm-to-Table“-Prinzip.


Was sich hinter diesem Küchenkonzept verbirgt und was Bodenständigkeit mit Nachhaltigkeit zu tun hat, verriet uns Küchenchef Andreas Bachmann im Interview:
Worin unterscheidet sich das Atto von anderen Restaurants seiner Klasse?
Anderswo ist es eher unüblich, dass mal ein Gericht ausgeht. Wir kaufen von so kleinen Produzenten wie möglich und aus der direkten Umgebung ein – und eben nicht beim Großhändler. Dafür hat der Gast Verständnis und befürwortet es in der Regel sogar.
Was bedeutet das konkret?
Zuallererst nutzen wir die aktuell rund 900 Produkte des Qualitätssiegels „Roter Hahn“ vom Südtiroler Bauernbund. Erst wenn es dort etwas nicht (mehr) gibt, suchen wir andere regionale Produzenten, ganz selten auch nationale. Mit allen Landwirten sind wir in engem Kontakt und erfahren zuerst, wenn es beispielsweise neuen Speck mit weniger Salz oder „mehr Rauch“ gibt.
Wie vermeiden Sie es, Lebensmittel wegzuwerfen?
Wenn in der Nebensaison am Wochenende viel, aber unter der Woche weniger los ist, nutzen wir verschiedene Garmethoden. Außerdem bieten wir kein Frühstücksbuffet mehr an, sondern bringen die Essenswünsche vom Vorabend direkt in die Apartments. Auch im Restaurant warten wir die Bestellung ab und beginnen erst dann mit der Zubereitung. Die dadurch etwas längere Wartezeit überbrücken wir mit frischem Brot und Aufstrich sowie einem Gruß aus der Küche. Am „Tapas-Mittwoch“ verarbeiten wir die bis dahin nicht genutzten Produkte in kleinen Portionen, die wir à la carte zu einem günstigen Preis anbieten. Das kommt gut an, vor allem bei Gruppen und Familien, weil es dann sehr leger und kommunikativ zugeht: Es werden verschiedene „Südtiroler Tapas“ bestellt und geteilt – ideal, um mal etwas Neues zu probieren.
Ich selbst bin auf einem „Roter-Hahn“-Bauernhof aufgewachsen, deshalb weiß ich hohe Qualität zu schätzen. Aber auch als Urlauber in Innichen wäre es mir wichtig, Produkte aus der Region zu probieren. Bei uns ist das selbstverständlich und sozusagen die DNA der Atto-Philosophie.
Fazit:
Auch wenn die beiden Gastbetriebe der Familie Mühlmann architektonisch unterschiedliche Akzente setzen, so sind beide Häuser doch von wesentlichen Merkmalen geprägt: gelebte Nachhaltigkeit als Leitprinzip, Gastfreundlichkeit und ein an Regionalität und Saisonalität ausgerichtetes gastronomisches Konzept.
Text: Peter Grett
Bilder: Atto - Franziska Unterholzer